BIM – Besser Im Modulbau

KLEUSBERG setzt für die Zukunft auf digitalisierte Prozesse. Zentrales Element ist dabei die Nutzung von BIM – Building Information Modeling. Das Unternehmen hat mit einem Stufenplan, der alle Unternehmensbereiche und die Nachunternehmer einbezieht, bereits große Fortschritte bei der konkreten Umsetzung erzielt. Dabei zeichnet sich jetzt schon ab, dass BIM insbesondere im Modulbau großen Nutzen und völlig neue Möglichkeiten bietet.

Geleitet, begleitet, moderiert und gecoacht wird die Einführung von BIM bei KLEUSBERG von Claudia Kemp, Ausführungsplanung und Schnittstellenkoordination BIM, und Benedikt Anders, Teamleiter Technisches Büro. Welche Erfahrungen sie gesammelt haben, warum sich BIM besonders für den Modulbau eignet, wie die Kunden profitieren und welche Zukunftspläne man hat, erklären die beiden Projektverantwortlichen im Interview.

Wie haben Sie BIM eingeführt und welche Tipps haben Sie für andere Unternehmen?

Benedikt Anders:
„Wir haben zunächst interne Workshops mit allen unseren Fachabteilungen durchgeführt und dann auch die Nachunternehmer ins Boot geholt. Der Schlüssel zum Erfolg von BIM liegt darin, dass alle frühzeitig eingebunden werden. Dann haben wir uns gemeinsam die bestehenden Prozesse angeschaut und Konzepte dafür entwickelt, wo und wie wir die BIM-Methoden strategisch und unternehmerisch optimal einführen. Wir haben dazu die gesamte Wertschöpfungskette gemeinsam mit allen Beteiligten analysiert. Also, wer braucht wann welche Daten, wer liefert diese Daten und vor allem: Wie können wir zukünftig Dopplungen und mehrfache manuelle Datenerfassungen vermeiden. Anschließend haben wir die ersten Anwender in der Planung auf die Software Revit geschult, die unsere bisherige 2D-Planung durch eine moderne, BIM-fähige 3D-Planung ersetzt. Wir haben eine Bauteil-Bibliothek angelegt, ein Konstruktionshandbuch erstellt und die Schulungen dann weiter ausgerollt.“

Wie sieht die Arbeit mit BIM konkret aus, wer nutzt was?

Claudia Kemp:
„Mit BIM beziehungsweise der Software Revit schaffen wir ein 3D-Modell, auf das alle unsere Bereiche zugreifen werden. Das heißt, die Planung, die Statik, die Arbeitsvorbereitung, der Stahlbau und die Montageteams greifen alle auf das 3D-Modell zu. Es sollen keine Daten wie bisher doppelt eingegeben werden. Wir sind augenblicklich dabei, die notwendigen Schnittstellen dafür einzurichten. Auch unsere Nachunternehmer beziehen wir dabei ein.

Welche Vorteile bringt BIM Ihnen und Ihren Kunden?

Benedikt Anders:
"Die digitale Vorgehensweise auf einer gemeinsamen Plattform mit BIM ermöglicht in Verbindung mit unserem Herstellungsverfahren eine durchgängige Prozesskette - vom Entwurf und der Planung über die serielle Vorfertigung im Werk bis zur Baustelle. BIM bringt daher generell mehr Planungssicherheit von Anfang an. Die Fehlerquoten werden gesenkt, die Effizienz und Wirtschaftlichkeit werden gesteigert und die eigentliche Bauqualität verbessert. "

Warum ist der Modulbau von KLEUSBERG prädestiniert für BIM?

Benedikt Anders:
"Wir besitzen mit dem Modulbau bereits eine hohe Planungs-, Kosten- und Terminsicherheit. Mit BIM werden wir dies noch weiter optimieren und den Kunden wirtschaftlichere Lösungen bieten, da wir unsere Effizienz steigern können. Wir haben im Modulbau eine serielle Fertigung beziehungsweise einen industriellen Prozess mit vielen Standards, der sich besonders für die Digitalisierung eignet. Bei der herkömmlichen Bauweise sieht das etwas anders aus und gestaltet sich schwieriger. Wir haben den Vorteil, dass Bauteile und Herstellungsprozesse standardisiert sind und sich wiederholen. Wir haben eingespielte, softwaregestützte Arbeitsabläufe, die wir für unsere Projekte adaptieren können. Im klassischen Massivbau mit ständig wechselnden Fachplanern und -ingenieuren sowie mit projektweise wechselnden Softwarekonstellationen gestaltet sich das schwieriger.

Das minimiert bei uns natürlich den Aufwand. Daten müssen in unserer Arbeitsvorbereitung oder in unserem Stahlbau nicht erneut erfasst werden, sondern wir können nahtlos damit weiterarbeiten. So setzt sich das dann fort. Das heißt aber nicht, dass unsere modulare Stahlskelettbauweise monoton ist. Im Gegenteil: Wir schaffen mit unseren Modulen eine attraktive und individuelle Architektur. Die hohe Nachfrage zeigt, dass wir die Marktanforderungen hervorragend treffen und Bauherrenwünsche erfüllen.“

Was ändert sich durch BIM?

Claudia Kemp:
"Es ist natürlich ein tiefgreifender Kulturwandel, da gewohnte Arbeitsweisen sich teilweise fundamental ändern und neue hinzukommen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese zukunftsfähige und moderne Art zu Arbeiten und zu Denken sehr positiv aufgenommen wird. Vorausgesetzt, man bindet frühzeitige alle Beteiligten ein. Ich kann mir vorstellen, dass bei einem weniger integrativen Ansatz, die Akzeptanz und damit der Erfolg von BIM sinkt. Wir sehen aber auch eine stärkere Verlagerung des Zeitaufwandes eines Bauprojektes in die Planungsphase. Alles muss von vornherein exakt geplant werden. BIM erlaubt es nicht, Entscheidungen oder Details in spätere Montage- beziehungsweise Ausbauphasen zu verschieben, wie wir es heute in der Baubranche erleben."

Ist das dann ein Nachteil von BIM?

Benedikt Anders:
"Im Gegenteil. Darin liegt einer der wichtigsten Vorteile, denn alle Fragen werden weit vor Baubeginn am konkreten 3D-Modell präzise geklärt. Für die Kunden wird so von Anfang an mehr Transparenz und Sicherheit geschaffen. Aus Kundensicht wird Bauen damit sehr viel zuverlässiger und verbindlicher als bisher. Das zeigt auch unsere Praxiserfahrung. Wir haben bereits Projekte mithilfe der neuen Software Revit abgewickelt. Dank des anschaulichen 3D-Models konnten wir in den Bausitzungen mit dem Kunden deutlich bessere Planungsgespräche führen und sehr frühzeitig verbindliche Entscheidungen treffen. Wir konnten dann die geänderten und optimierten Planungsdaten direkt für alle weiteren Folgeprozesse nutzen. Das ist ebenfalls ein Hauptnutzen von BIM: Einmal geänderte oder aktualisierte Daten im 3D-Modell stehen allen Beteiligten unmittelbar zur Verfügung. Das senkt zudem deutlich die Fehlerquote, weil Missverständnisse vermieden werden.“

Wie sehen Sie die Zukunft mit BIM?

Claudia Kemp:
"Building Information Modeling ist nicht nur für die Planungs- und Bauphase interessant, es eröffnet auch im Hinblick auf den Life-Cycle eines Bauwerkes ganz neue Perspektiven. Welche Materialien wurden wo eingesetzt? Wie lange ist die Haltbarkeit? Wie müssen diese zurückgebaut werden? Wie viel Energie wird zur Herstellung und zur Entsorgung benötigt? Diese und viele weitere Fragen zur Nachhaltigkeit lassen sich viel einfacher beantworten. Die Transparenz der Ökobilanz steigt und damit ein wichtiges Bewertungskriterium von Bauwerken. Während der Nutzungszeit kann das Facility Management deutlich besser arbeiten, da Informationen wie Wartungszyklen von Bauteilen oder Ansprechpartner im Gesamtmodell enthalten sind. Auch für Revisionszwecke wird BIM sicherlich für mehr Sicherheit sorgen. BIM wird nach meiner Einschätzung die gesamte Bauwirtschaft verändern. Ein Blick in die USA und skandinavische Länder zeigt uns, wohin die Reise geht, denn hier ist der Digitalisierungsgrad bereits höher. Aber wir holen schnell auf. Und ich freue mich, dass wir mit KLEUSBERG ganz vorne dabei sind.

Dirk Zandecki

Redakteur

Quellenangaben

KLEUSBERG GmbH & Co. KG

Artikel teilen auf

facebook.com twitter.com